ThiloBerlin #5 – Bergterrasse Marienhöhe

Mein heutiger Ausflug führte mich in das Westberlin der fünfziger Jahre. Unweit vom Attilaplatz in Tempelhof liegt leicht versteckt vom Lärm der Straße das Naherholungsgebiet Marienhöhe. Aufgeschüttet aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Seit 1951 befindet sicht hier Berlins wohl lauschigstes Gartenlokal. Die Bergterrasse Marienhöhe. Der Reiz daran ist die leichte Heruntergekommenheit, das Unzeitgemäße. Ein Garten, der sich bis heute gegen die Verlockungen des Zeitgeistes erfolgreich zur Wehr setzt.

Es ist Sonntagabend. Ich lasse mich an einem schönen Einzeltisch unter Laubbäumen und Tannen nieder. Hochgewachsene Büsche und Rosensträucher separieren mich von den benachbarten Sitzecken. Trotzdem schallt das Gelächter von einer flotten Dreiergruppe über die Hecke zu mir herüber. Ein schon etwas älterer Verbalerotiker und zwei berlinernde Frauen. Ständig erzählt er vom Vögeln und Pudern. Über dem Garten zwitschern zumindest die Vögel.

Eine Servierkraft kommt auf mich zu und reicht mir Sitzkissen und Speisekarte. Überschrift auf der Karte: „Bergterrasse Marienhöhe – Die grüne Perle von Tempelhof“. Bodenständige Gerichte werden hier offeriert: Bauernfrühstück mit Schinken oder vegetarisch, Strammer Max, eine Originaldose Ölsardinen mit Brot für 2,50€. Der Klassiker ist Hausmachersülze mit Bratkartoffeln. Ich labe mich an flüssig Brot. Eine Halbe Pilsener Urquell kostet 3,50€. Das 0,4er „Stengelhart“ ist mit 2,80€ berechnet. Die Fassbrause ist wirklich noch vom Fass.

Auf dem Weg zum Abort mache ich in der Gaststube (mit Geweihen und Blumenfenstern verziert) die Bekanntschaft mit Christiane Hilbert. Sie ist die Eigentümerin. Eine feine Dame, die noch einmal explizit darauf hinweist, dass die Bergterrasse sich ganz bewusst im Dornröschenschlaf befindet. Hoffentlich bleibt es so…


WEITERE INFORMATIONEN UNTER HTTP://WWW.BERGTERRASSE-MARIENHOEHE.DE/


In seiner Rubrik “ThiloBerlin” stellt unser Bundesbruder Thilo Wunschel regelmäßig das Berlin abseits der Touristen-Hotspots vor. Alternative Lichtspielhäuser, vergessene Eckkneipen, der unterschätzte Imbiss um die Ecke – Sie alle machen unsere Stadt zur aufregendsten Großstadt Europas. Die Rubrik soll Euch neue Einblicke gewähren und natürlich Tipps für den nächsten Berlin-Aufenthalt geben. Wir wünschen Euch viel Vergnügen!