Eine ganz besondere Burschung – Zwei Füxe in den Schweizer Alpen

Ein jeder Couleurstudent kann sich sicher noch ganz genau an seine feierliche Burschung erinnern. An den Stolz, an die Aufregung, an die Menschen und sicher auch an den Kneipsaal. Nun, bei uns beiden, Marcel und Dominik, war das ein bisschen anders. Wir durften unsere Burschung in einer fast 500 Jahre alten Berghütte im schweizerischen Fidaz erleben, was es so bei Bavaria zuvor noch nie gab und so schnell vermutlich auch nicht mehr geben wird.

Anfang des Sommersemesters 2017 wurde von der Aktivitas beschlossen, Mitte Mai in die Schweiz zu fahren und dort eine Gebirgskneipe zu schlagen. Unser Bundesbruder Moscht hatte dazu – passenderweise fiel der Tag der Kneipe auf den Tag vor seinem 25. Geburtstag – mal eben so die „Casa Martin pign“, welche sogar auf Wikipedia als Sehenswürdigkeit gelistet ist, komplett gemietet. Und so nahm der Wahnsinn seinen Lauf. Plan war, am Donnerstag von Berlin nach St. Gallen zu reisen und dort erstmal einen Abend im berühmt-berüchtigten Steinacherkeller zu verbringen. Zwei wichtige Formalia mussten vorher freilich noch erledigt werden: am Montag vor der Reise legte Marcel seine Burschungsprüfung ab, und am Mittwoch, nichtmal zwölf Stunden vor der Abreise, absolvierte auch ich noch auf den letzten Drücker meine Prüfung. Die Reise konnte beginnen.

Mit sieben Mann und einer Dame ging es Donnerstag Früh in Richtung Süden. Dank der zwei Kästen Bier, welche eigentlich für Hin- und Rückreise gedacht waren, aber nichtmal bis zur Grenze hielten, war die Stimmung im Auto grandios. Auch der Abend im Steinacherkeller verlief sehr stimmig und lustig. Zu unserem großen Glück nahmen es die anwesenden Steinacher mit dem „permanenten Einfachen“ von uns „Scheißfuxen“ nicht so arg genau, sodass wir den Abend ohne größere Schäden überstehen konnten.

Am nächsten Vormittag ging es dann nach Fidaz. Schon auf der Fahrt wurde von Moscht eine größere Bierlieferung in die Hütte bestellt, welche allerdings das gleiche Schicksal ereilte wie schon die Bierlieferung aufs Jubelfest in Würzburg: Der Biervorrat, welcher für das ganze Wochenende gedacht war, ging bereits am ersten Abend zur Neige. Bis dahin gab es aber noch einiges zu tun: mit vereinter Kraft richteten wir uns in der Hütte ein, wobei wir an alles gedacht hatten: Kerzen in Bavaren- und Steinacherfarben, ein vollausgestattetes Präsid, eine Bierorgel, Bavarenkrüge, alles war dabei. Sogar eine hellblau-weiß-dunkelblaue Fahne wehte aus den oberen Fenstern, sodass wir uns wirklich „adH“ fühlen konnten.  Vor der abendlichen Kneipe stand noch ein Fitnessprogramm an: nach einer doch etwas längeren Wanderung, welche durch einen Rucksack voller Bier etwas versüßt wurde (ach, wie schön ist es doch, noch immer Fux zu sein) stand eine sehr anstrengende Brauereiführung mit noch anstrengenderer Verkostung und Abendessen an. Und endlich war es soweit: die lange vorbereitete Gebirgskneipe im Hauptraum der Hütte konnte beginnen. Im Kerzenschein in dem uralten, nur aus Holz errichteten Zimmer schien hinter dem Präsidium das Tal mit der Ortschaft Flims in der untergehenden Sonne. Das Bier floss reichlich, die couleurfremden Gäste waren zwar etwas überrascht, aber trotzdem allerbester Laune, und die Canti stiegen vereint aus lauten Sängerkehlen. Und endlich war es soweit: Senior Elvis bat um „Lumen ex“, und nur bei Kerzenschein im inzwischen dunkeln Raum traten Marcel und ich vor zur Fahne, um unseren Schwur zu leisten und unser Band zu empfangen. Sowohl für Marcel als auch für mich war das einer der stolzesten Momente des Lebens. Lustig wurde es, als bei Marcel der alte Burschungsspruch verkündet wurde: „Wer ist Bursch“ – „Fuchs!“  „Was ist Fuchs?“ – „Bursch!“. Da die Kneipe auch ein paar Traditionen der Steinacher enthalten sollte, trugen wir beide nach dem nächsten Colloquium jeweils eine „Scheißfuxenmimik“ vor, in welcher wir uns ähnlich einer Büttenrede über das Präsid, die Chargia und alle Bundesbrüder lustig machen durften – was unser hoher FM Shlomo natürlich sofort mit einem dreifachen BV bestrafte.

So endete (sehr spät) ein denkwürdiger Abend, an welchem wir um Mitternacht auch noch Moscht zum Geburtstag gratulieren und eines seiner Geschenke gleichmal adäquat einweihen konnten. Der nächste Tag lockte mit einer sehr weiten Wanderung zum Caumasee, dessen kristallklares und eiskaltes Wasser auch noch den letzten Rest Kater aus den Anwesenden herausspülte. Das war auch gut so, denn an diesem Abend stand ein Essen an, welches sich nur Moscht ausdenken konnte. Stichwort: „Grillplatte mit allem, was mal gelebt hat“. Ein magenfüllendes Viergängemenü (mit vorherigem Käse-/Wurst-/Weinempfang!) sorgte dafür, dass sämtliche Gäste eher heimkugelten als gingen. Und, das Murmeltier lässt grüßen, wie durch ein Wunder wiederholte sich der vorherige Abend, allerdings ohne die Kneipe. Pech für den Steinacher Explor, welcher der letzte anwesende Fux auf der ganzen Hütte war. Doch auch er hatte seinen großen Spaß.

Sonntags stand die knapp 900 Kilometer lange Heimreise an, bei der noch ein Zwischenstopp im beschaulichen Dorf Förnbach in der Hallertau eingelegt wurde, um nach der ganzen Futterei mit Kaffee und Kuchen dafür zu sorgen, dass ja keine Unterzuckerung eintritt.

Das Fazit nach vier Tagen stand eindeutig fest: es war eine der schönsten Couleurfahrten, welche die Bavaria (zumindest unsere Generation) jemals unternommen hat. Und von dieser einmaligen Burschung werden Marcel und ich sowohl unseren Leibenkeln als auch unseren richtigen Enkeln noch in Jahrzehnten erzählen. Ein ganz großer Dank gilt hierbei Moscht und der gesamten Familie Sorba, welche durch ihre außerordentliche Großzügigkeit dieses Wochenende ermöglicht und finanziert haben. Auch Moscht wird wohl noch lange von dieser einmaligen Geburtstagsfeier erzählen – wenn er sich denn erinnern könnte…